Die Nutzung zu Bahnzwecken und als Kneipe dauerte bis in die 1990er Jahre an, durch die Umstrukturierung der Reichsbahn nach der Übernahme durch die Deutsche Bahn verlor der Bahnhof jedoch seine ursprüngliche Bedeutung und die Bahn das Interesse an einer weitergehenden Nutzung. Das in den ehemaligen Räumlichkeiten des Fürsten befindliche Stellwerk wurde jedoch lange weiter betrieben und erst im Jahr 2018 durch ein in der Nähe errichtetes, automatisiertes Stellwerk ersetzt.
Ein Immobilienspekulant ersteigerte das Bahnhofsgebäude 2011 auf einer Berliner Immobilienauktion und gab ihm in der kurzen Zeit seines Besitzes beinahe den Gnadenstoß: Endgültiger Verzicht auf Instandsetzung und Wartung in Verbindung mit vollkommener Verwahrlosung des gesamten Grundstücksbereiches. Im September 2016 gelang es uns, dem Mann aus Esslingen das Gebäude abzukaufen. Bei der ersten Begehung nach Übergabe des Bahnhofs im November zeigte sich, dass durch den Verkäufer noch sämtliche Dinge aus den Räumen entfernt hatte, die irgendwie zu Geld zu machen waren: Heizungsrohre, Heizkörper, historische Beschläge, selbst Stromkabel wurden entfernt.
In der Bahnhofsgaststätte befand sich bis 2002 noch ein Pizzalieferdienst, spätestens seit 2003 standen die Räumlichkeiten vollständig leer. Die ursprünglich nur Bahnangehörigen zugestandene Nutzung der Wohnungen im Bahnhof wurde auf deren Angehörige und letztendlich auf jedermann ausgeweitet. Der bis dahin letzte Mieter im Gebäude war die Lübstorfer Familie Gehs, Frau und Herr Gehs wohnten über 50 Jahre in dem Bahnhof. Beide liebten das Gebäude und wollten in ihrem hohen Alter keine neue Wohnung mehr beziehen. Die fehlende Instandsetzung und die daraus folgenden Unbrauchbarkeit der Wohnung ivm Drohungen durch den damaligen Eigentümer aus Esslingen führten zu Ihrem Auszug im Frühjahr 2016.
Übernahme des Gebäudes im Jahr 2016
Bei Übernahme des Gebäudes durch uns als neuen und letzten Eigentümer war der Zustand des Gebäudes abbruchreif: Die Dachrinnen waren bis zur Oberkante voller Pflanzen und Laub, das Dach des Empfangsgebäudes selbst und sämtliche Dächer der Nebengebäude waren undicht und die Dachstühle durch jahrzehntelange Einregnungsschäden stark beschädigt. Die Fachwerkkonstruktion war durch fehlende Instandhaltung und starken Insektenbefall an vielen Stellen einsturzgefährdet. Am Haus und auf dem gesamten Grundstück gab es Wildwuchs, Bäume mitten auf dem Innenhof der Nebengebäude hatten Stammumfänge von bis zu 40cm (!), das Unkraut erreichte rund um den Bahnhof ungeahnte Höhen. Neben den aufgebrochenen Türen und eingeworfenen Fensterscheiben gab es an nahezu jeder Hauswand Grafitti-Schmierereien, auf der alten Gepäckhalle hat sich ein selbsternannter Künstler gar mit einem 14m² großen "Werk" verewigt.
Seit 2017 wird das Gebäude gesichert und langsam wieder in den ursprünglichen Zustand zurückversetzt. Im unten verlinkten Video können Sie den Zustand des Gebäudes im Frühjahr 2018 betrachten.
Ein Zwischenziel wurde im Jahr 2020 mit der Fertigstellung des wiederaufgebauten Südgiebels und der dahinter liegenden Ferienwohnung erreicht.